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So habe ich sie gekauft
Meine schwarze XJR 1200 Baujahr '97 habe ich Ende Mai 1999
gebraucht gekauft, mit einem Kilometerstand von 12660. Das Motorrad bringt
in allen Lagen seine Leistung und da ich mehr Touren fahre, als durch die Gegend
heize, reicht mir die 98PS-Version voll und ganz aus. Obwohl ich eher Naked
Bikes bevorzuge, kann ich die Yamaha-Verkleidung nur empfehlen, sie macht lange
Strecken doch wesentlich angenehmer. Die Optik der Verkleidung ist wie immer Geschmackssache,
mir gefällt sie von allen Alternativen am Besten. Natürlich gibt es auch
schöne Streetfighterverkleidungen für die XJR - die bringen aber meistens nur
Optik und sonst nichts.
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Verbrauch:
Bis 4000 Umdrehungen kann man noch mit moderatem Spritverbrauch rechnen (ca. 6.5
Liter) - alles darüber macht das Motorrad zum Säufer (ohne Probleme 8 Liter
und mehr).
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Fahrwerk:
Das Fahrwerk ist meinen bisherigen Motorrädern gegenüber weit überlegen,
Längsrillen, gefräst oder durch LKWs eingefahren, merkt man gar nicht.
Seitenwind merkt man dagegen schon, und recht unangenehm wird es, wenn man
hinter einem LKW her fährt. In den Zeitungen wird die Reifenpaarung der 1300er
Modelle so hochgelobt, daß man versucht ist auch mal eine Umrüstung zu wagen.
Die umgerüsteten Fahrer, mit denen ich bisher gesprochen habe, konnten keine so
tolle Veränderung feststellen. Natürlich ändert sich das Fahrverhalten, aber
je nach Fahrer wird es eher als nachteilig gewertet und einige haben auch schon
wieder die Originalabmessungen aufgezogen.
Kaum zu glauben, aber bei Nutzung als Tourenmotorrad hält ein Reifensatz
20000km, vorausgesetzt, man fährt die Bridgestone BT54 Reifen.
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Lack:
So schön der schwarze Motor auch ist, so groß ist auch die Gefahr der Farbablösung, und dann wird's häßlich. Mein Motor kennt
keinen Dampfstrahler und bisher konnte ich ihn vor dem Farbverlust schützen -
immerhin über 100.000km.
Für die klarlackbeschichteten Alu-Teile ist es allerdings schon zu spät. Hier trat
bereits die weitverbreitete graue Schimmeloptik auf, die ich nach besten
Kräften beseitigte. Bei meinem letzten Motorrad half eine
Bohrmaschinenpolitur sehr gut weiter und blieb auch ca. 2 Jahre blank, bevor die
Flächen etwas matt wurden. Eine neue kurze Politur brachte wieder erkennbare
Verbesserungen.
Mittlerweile wurden die ersten XJR-Teile der Bohrmaschinenpolitur
unterzogen und das Ergebnis kann sich zweifellos sehen lassen. Nach dem
Einstellen der Ventile, zeigte die Ventildeckeldichtung leichte Undichtigkeiten
- so ergab sich die Möglichkeit, beim Dichtungswechsel auch den Ventildeckel
zu polieren.
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Allgemeines:
Nach dem Überschreiten der 40000 Kilometer-Marke war erst mal eine offizielle
Inspektion fällig. Kompressionsmessung, Vergaser und Ventile überprüfen usw.
Ergebnis: 3 Ventile mußten nachgestellt werden.
Gemäß Händler kein erkennbarer Verschleiß am Motor.
Beim Stand von 75000 km ließ ich wieder Ventile und
Vergaser einstellen und die Prozedur wiederholte sich - wieder war
danach der Ventildeckel undicht ... eine Gelegenheit zum Nachpolieren.
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Kette:
Die XJR wurde 41500km mit dem ersten Kettensatz betrieben und ist auch
von dieser Seite her wartungsfreundlich. Man hätte die Kette noch
einige Striche weiter spannen können, sie hat sich jedoch
ungleichmäßig gelängt und verursachte daher ein leichtes Schlagen,
welches man bis in die Fußrasten spürte.
Das nächste Kettenkit war von DID und kostete immerhin 30% weniger als die
originale Yamaha-Kette. Sie wurde mit Profi Dry Lube gefahren und es hat
sich gezeigt, daß dieses Mittel so sauber und effektiv ist, wie man
behauptet.
Selbstverständlich sind die Fahrweise und die Kettenpflege nicht ganz
unwichtig für die Lebensdauer der Kette.
Nach 93500km, also 52000 km mit dem 2.Kettenkit, war es so weit, daß man wieder leichte
Schläge in den Rasten spürte - dazu ein lautes Kettengeräusch ...
also war es am Ende. Irgendwann mußte es ja so kommen und daher fällt das Urteil
für Dry Lube ganz gut aus.
Anfangs zeigte sich noch etwas Originalfett am Hinterrad, aber dann
hielt
Dry Lube das Hinterrad sauber. Die erste Dose Dry Lube war nach 6000
km fast leer - meiner Meinung nach lohnt sich die Investition, wenn es
auch etwas teurer ist, als weißes Kettenfett.
Die Kette selbst mußte kaum nachgespannt werden und auch nach dem
Erreichen der Verschleißgrenze war die Kette kaum nachgespannt. Da
wären noch reichlich Reserven gewesen, wenn die Kette sich nicht
ungleichmäßig gelängt hätte. Ausführlicher zu dem Thema hier.
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Kupplung:
Die Kupplungsbeläge zeigten nach 43000km Verschleiß und wurden ausgetauscht.
Gegenüber älteren Motoren gibt es hier keine einzelnen Druckfedern mehr,
sondern eine komplette Druckscheibe, die das Kupplungspaket zusammendrückt. Ein
Wechsel der Beläge ist schnell vollzogen, wobei der größte Zeitanteil für
das Reinigen der Dichtflächen verloren geht. Man benötigt kein Spezialwerkzeug
für diese Arbeit. Zu beachten ist dabei jedoch, daß
die letzte Mitnehmerscheibe, hinter der noch ein Belag sitzt, durch einen feinen
Sicherungsdraht gegen Abziehen gesichert ist. Der Draht läßt sich leicht
entfernen und mit etwas Fingerspitzengefühl später wieder einsetzen. Die
Belagscheiben haben zwei verschiedene Abmessungen - die schmalen Scheiben bilden
die Außenseiten des Kupplungspaketes, während die breiten Scheiben den
mittleren Part bilden.
Bei Kilometerstand 51000 mußten die Dichtungen des Kupplungsgebers auf der
anderen Motorseite erneuert werden, da immer wieder Hydraulikflüssigkeit
austrat. Die Dichtung des Kolbens war undicht. Der Austausch ist leichter als er
zunächst aussieht, wobei die Dichtungen nicht so billig sind wie sie aussehen.
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Bei rund 74000 km mußte die Verkleidung weichen und das
Mopped kam wieder in seiner ursprünglichen Optik ans Tageslicht. Die
Verkleidung hatte mir gute Dienste geleistet, aber das Licht war einfach
zu schwach für Nachtfahrten. Das war entweder ein Produktionsfehler
oder eine Fehlkonstruktion von Yamaha - jedes Teelicht hätte eine
bessere Lichtausbeute ergeben.
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Völlig ungewohnt ließ mich bei ca. 90000 km die XJR
bei der letzten Dolomitentour im Stich. Die hintere Bremse war fest und
so hatte ich im Gefälle Bremsenversagen. Die Demontage und Reinigung
des Bremskolbens brachte nichts - einmal die Bremse betätigt und sie
war wieder fest.
Da mich die feste Bremse eh meine Beläge gekostet hat, fuhr ich
vorsichtig nur mit Handbremse zur nächstgelegenen Yamaha-Werkstatt und
ließ das Mopped dort stehen. Abends bekam ich die Maschine wieder mit
funktionierender Bremse zurück - allerdings konnte mir der Schrauber
auch nicht sagen, warum die Bremse fest war, denn er hat nur die Beläge
gewechselt, den Rest hatte ich ja schon vorab erledigt.
Als weiteres Vorkommnis bei dieser Tour machte sich
ein Geräusch sehr laut bemerkbar, was man vorher nur phasenweise als
leises Summen wahrnehmen konnte. Jetzt war es so laut, daß es sich nach
einem kapitalen Lagerschaden anhörte. Nur ließ sich nicht so genau
lokalisieren woher das Geräusch kam - nach einigen Versuchen den Ton zu
lokalisieren wurde die Schuld auf's Vorderrad geschoben. Nach dem Urlaub
ließ ich also die Vorderradlager überprüfen und eins wurde gewechselt
... das Geräusch blieb aber trotzdem.
Also habe ich in der Garage mal Stück für Stück
demontiert und letztendlich die Tachoschnecke als Übeltäter festgelegt
- erstaunlich wie laut ein solch kleines Bauteil sein kann, aber nach
DER Kilometerleistung darf auch mal ein Teil Verschleiß zeigen.
Im Winter habe ich dann eine andere Tachoschnecke montiert und den
genauen Grund für die Geräusche gefunden. Am Vorderrad befindet sich
ein Ring mit 2 Mitnehmern, die in die Schnecke greifen und einer dieser
Mitnehmer war abgebrochen. Er verursachte diese unangenehme
Geräuschentwicklung, aber wie gesagt, kann man solche kleinen Ausfälle
tolerieren, wenn das Mopped kurz vor der 100.000 steht und sonst kaum
problematisch war... |
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Nun stand der Tacho bei 97500 km und das
Motorrad war bisher sehr zuverlässig, sprang jederzeit sofort an (auch nach dem
Winter ohne Probleme) und ersparte mir Werkstattbesuche. Selbst den
"Angriff" eines italienischen Busses, überstand das Motorrad ohne
nennenswerte Schäden :-) |
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Und wie es nun einmal so ist, soll man den Tag nicht
vor dem Abend loben ...
Die XJR schaffte es tatsächlich noch vor der 100.000er-Marke
ungünstige Verhältnisse zu erzeugen. Bei 98036 km flog mir auf einer
Raststättenausfahrt bei 100km/h mehr oder weniger die Hinterradbremse
um die Ohren. Die Verbindungsschraube zwischen Hinterradbremse und
Alustrebe Richtung Schwinge war gebrochen und hatte sich
verabschiedet.
Somit hatte die Bremse keinen Halt mehr und ein leichtes Antippen
genügte ... sie schlug 270° um und prallte auf die Schwinge, verkeilte
sich dabei mit der Befestigungsschraube des Stoßdämpfers und brachte
somit das Hinterrad zum sofortigen Stillstand. Das Heck brach aus, was
sich aber auf der Geraden noch gut abfangen ließ. Die Bremsbeläge
lösten sich dann aber wieder nach einem Moment, da der Bremsschlauch
riß und das Mopped ließ
sich sturzfrei mit der Vorderradbremse zum Stillstand bringen, während
sich von hinten die übelsten Geräusche bemerkbar machten.
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Als Ergebnis der Geschichte war der hintere Bremssattel so fest
verkeilt, daß man ihn erst wieder bewegen konnte, nachdem die
Steckachse deutlich gelöst wurde. Welche Kräfte da gewirkt haben,
sieht man an der Tatsache, daß der Bremsschlauch durchgerissen ist.
Dazu gesellte sich dann eine verbogene Bremsscheibe und ein verbogener
Bremsanker. Mopped fahruntüchtig ...
Die Reparatur gestaltete sich durch Lucas-Scheibe, Stahlflex und
Bremsanker trotzdem noch deutlich günstiger, als erwartet und ist aus
Kostensicht eher zu vernachlässigen. Bedenklich ist dabei schon eher
der Gedanke, wie es ausgegangen wäre, wenn dies in einer Kurve oder
Autobahnabfahrt passiert wäre - auch bei geringer Schräglage ... oder
einfach ein paar Minuten vorher - bei 170 km/h im Verkehr ...
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Letztendlich haben wir dann doch noch gemeinsam die
100.000er-Hürde genommen. Das wäre also geschafft ...
Bei dieser Kilometermarke stellte ich auch fest, daß die vorderen
Bremszylinder nicht mehr so richtig lösten und ich ging der Sache nach.
Da so weit alles in Ordnung schien und auch einen Reinigung der Kolben
nichts brachte, mußten neue Dichtungen herbei. Die Zuverlässigkeit des
Moppeds scheint man auch bei Yamaha zum Anlaß zu nehmen, Ersatzteile
richtig teuer zu machen. So kostete ein Satz O-Ringe +
Staubschutzmanschette satte € 43,50. Wer allerdings denkt, mit 2 Satz
O-Ringen hat er beide Vorderradbremsen abgedeckt, irrt ein wenig, denn
bei Yamaha besteht 1 Satz aus 2 Ringen, obwohl man eine 4 Kolben-Anlage
hat. Also kostet der O-Ringtausch JE Bremssattel € 87,- ... ein
stolzer Preis für ein Gummiteil was eigentlich nur Cent-Beträge kostet
und zudem nicht einmal besonders gut gearbeitet ist. Die zerlegten
Bremssättel sahen innen noch sehr gut aus - allerdings befand sich eine
flockige gelartige Masse in 2 Kolbenschächten, die sich beim erneuern
der Bremsflüssigkeit nicht mit herausgedrückt hat. Manchmal ist es
doch besser einfach mal nachzusehen, was los ist. Nun ja, mit der neuen
Dichtung bewegten sich die Kolben wieder deutlich besser - jedoch fehlt
noch immer ein richtiger Druckpunkt am Handbremshebel und der Hebel
lässt sich viel zu weit an den Lenker ziehen. Da dieser Bremshebel
nicht einstellbar ist, habe ich mir selbst eine kleine Einstellschraube
gebastelt, die genau auf den Druckpunkt wirkt. Funktioniert tadellos ... Bei der
ganzen Bastelei zeigte sich auch, daß das Lenkkopflager leicht
einrastet - eine kleine Feinjustierung vor dem TÜV-Besuch, sorgte für
eine problemlose HU.
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Als nächstes lief der Motor bei 105.000 km nicht
mehr rund. Gerade noch 110km gefahren und nach dem Tanken plötzlich
keine Leistung mehr - und das war nicht nur eine Luftblase im Vergaser
...
Obwohl man auf Anhieb keinen nennenswerten Unterschied in der Farbgebung
der Zündkerzen sah, hatte sich wohl eine verabschiedet und so war mit
einem neuen Satz Zündkerzen das Problem behoben.
Schon bei der nächsten Tour konnte ich feststellen, wie sinnvoll doch
ein paar Motorschutzbügel sind. Auf der Landstraße löste sich bei
einem entgegenkommenden Auto eine vordere Radzierblende und ich konnte
ihr nicht mehr ausweichen - nur noch ein wenig abbremsen und den Kurs
korrigieren. Die Blende streifte den äußeren Krümmer und zerschellte
mit ca.150 km/h und einer fetten Staubwolke am Motorschutzbügel. Das
hat meinem Fuß/Bein einiges erspart, da mich so nur noch Splitter
erreichten. Sachen gibt's ...
Kurz danach stellte sich wieder das "Zündkerzenproblem" ein
und ich beschaffte mir einen Satz andere Zündspulen. Damit war das
Problem gelöst.
Da die "Holzreifen" mit der Endloslaufleistung von Bridgestone
nicht mehr hergestellt wurden, mußte auch ich den Reifentyp und die
Reifengröße wechseln. In der Tat fährt sich die Maschine deutlich
besser mit den neuen Reifen in der 1300er-Kombination (BT020). Einen so
deutlichen Unterschied hätte ich nicht erwartet ... allerdings stellt
sich gegen Ende der Laufleistung durch eine schuppige Abnutzung des
Vorderrades ein lautes Geräusch in den Kurven ein, so daß sogar der
Yamaha-Händler meinte, es wäre ein Radlagerschaden. Nach dem
Reifenwechsel war das Geräusch verschwunden (BT021).
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Nun steht der Tacho bei rund 120.000 km und der Motor ist
noch immer munter und zuverlässig - TÜV gibt es ohne Mängel und auch
die Abgaswerte lassen keine Probleme aufkommen.
So langsam sind die vorderen Bremsscheiben fällig - 1x hat der TÜV
bereits gemeckert, aber beim nächsten Mal wurde nichts angemerkt. Liegt
halt auch immer am Prüfer und seiner Tagesform. Zudem haben sich nun
bei etwas mehr als 120.000 km Undichtigkeiten an den hinteren Stoßdämpfern
gezeigt.
4 Jahre nach dem ersten Hinweis des TÜVs, gab es kein Pardon mehr - die
Bremsscheiben vorne mußten bei 123.500 km ausgetauscht werden.
Mittlerweile waren sie auf eine Restdicke von 3,2mm heruntergefahren und
das wollte der TÜV keinesfalls akzeptieren. Wenn schon neuen Scheiben,
dann auch etwas Abwechslung an der Bremse. Die Originalscheiben mit dem
goldenen Innenbereich gehören zwar irgendwie zur XJR, aber man kann
nicht alles haben - jetzt sollten also Scheiben
im neuen Design verbaut werden. Eine gute Gelegenheit, um die
Bremskolben noch einmal blank zu putzen und alles, vom Bremsstab
befreit, gangbar zu machen.
Neue Scheiben, neue Beläge ... da lag es nahe auch gleich die
Bremsleitung und die Kupplung auf Stahlflex umzurüsten. Das
funktionierte auch ganz gut, bis auf die Tatsache, daß nach den ersten
10km, plötzlich die Bremse selbsttätig zu machte - bis zum blockierten
Vorderrad und pures Glück am Ortsausgang dafür sorgte, daß dies keine
gravierenden Folgen hatte.
Eine Überprüfung im Nachgang ließ aber keine Fehler oder Probleme
feststellen. Auch eine Testfahrt einige Tage später, verlief auf 40km
ohne Probleme. Kein gutes Gefühl, aber man muß es nun austesten.
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