Die XJ 900 F war mir ein robustes und zuverlässiges
Motorrad.
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Meine XJ war eine der letzten mit 98 PS - im Oktober 1990 zum
Winterpreis gekauft, bevor im nächsten Frühling die Modelle mit gedrosselter
Leistung auf den Markt kamen. Sie hielt sich erfreulicherweise nicht gerne in der Werkstatt auf.
Ich ließ alle 12000 km die Vergaser synchronisieren und die Ventile einstellen,
die restlichen Inspektionspunkte erledigte ich selbst. Damit war meine XJ so
zufrieden, daß wir gemeinsam 91000 ohne besondere Probleme zurücklegten.
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Einige Punkte waren allerdings schon erwähnenswert:
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Wir haben im nahen Umkreis 3 Yamaha-Händler. Ich kaufte
das Motorrad bei einem regional bekannten Rennfahrer der auch als Yamaha
Fachhändler fungiert. Das war der größte Fehler.
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Schon bei der 1000km-Inspektion bemängelte ich, daß der
Lenker flattert, wenn man ihn bei 80 km/h nicht fest im Griff hat. Der
Händler behauptete dies läge am Vorlauf.
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Beim Kilometerstand 17000 hörte ich ein leises Summen
von unten und fuhr zum Händler - der behauptet er hört nichts. Ich fuhr zu
einem anderen Händler, der hörte auch nichts. Nach kurzer Zeit fuhr ich
noch mal zum ersten Händler, der war schon genervt und stellte die Maschine
zur Prüfung in die Werkstatt. Am nächsten Tag bestätigte er ein Schaden
am Kardanlager. Er zeigte mir das Lager und den Lagersitz. Das Lager hatte
sich in den Sitz gefressen. Der Händler behauptete Jemand hätte etwas ins
Öl geworfen, hat aber im Öl nichts gefunden. Da ich mich im Maschinenbau
auskenne teilte ich ihm mit, daß der Lagersitz nicht richtig gehärtet
wäre - er stritt dies ab. Yamaha zahlte auf Kulanzbasis die Hälfte der
Reparaturkosten.
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Nach einiger Zeit wurden die Klarlackteile sehr
unansehnlich. Dagegen hilft das Polierset für die Bohrmaschine von HG oder
Louis prima - ist zwar viel Arbeit aber günstig und effektiv.
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Irgendwann zwischendurch fiel die Benzinuhr aus. Gründ
dafür war ein gebrochenes Kabel am Instrument selbst - wahrscheinlich durch
Vibrationen beschädigt. Es ließ sich löten und wieder einbauen.
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Bei ca. 60000km fiel nach dem Winter die Tank-Reserve
aus. Kein Fachhändler konnte mir sagen warum - das Benzin lief einfach
durch bis der Tank leer war.
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Bei 84000km leerte sich die Batterie immer wieder nach
ca. 350km Dauerfahrt. Dies führte so weit, daß bei jedem Blinken nach
langer Fahrt der Motor ausging, weil nicht mehr genügend Zündstrom
vorhanden war. Eine Messung der Lichtmaschine ergab, daß
sie zwar im Standgas etwas schwach sei, aber unter Drehzahlen voll im
normalen Bereich. So wurde ich wieder von den Händlern abgewimmelt -
Ergebnis: an einem Wochenende kam ich gerade noch auf das Treffengelände -
der Motor ging aus - Batterie tot. So mußte ich meine Yamaha mit einer
Harley-Batterie nach Hause fahren. 3km vor der Haustür war auch diese
Batterie leer. Nun nahm ich die Sache selbst in die Hand und öffnete die
Lichtmaschine - siehe da: eine Schleifkohle war abgenutzt. Für ein paar
Mark Ersatz beschafft und schon war das Problem gelöst.
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Ich kann jedem, der ein wenig Ahnung von Motorrädern hat, nur empfehlen bei seiner Meinung zu bleiben,
wenn etwas ungewöhnliches am Motorrad auftritt.
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Im Allgemeinen war das Motorrad ein Vorbild an
Zuverlässigkeit. Der höchste erreichte Kilometerstand der mir für eine XJ900F
mitgeteilt wurde lautet 270000km.
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Bei ruhiger Fahrweise kann man bei der XJ 900 F mit 5 Litern
auf 100km zurechtkommen, bei der Autobahnjagd mit Geschwindigkeiten konstant
über 160 km/h nimmt sie sich locker 7,5 Liter. Aber es ist ja auch kein
Rennhobel.
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Das Fahrwerk ließ sehr zu wünschen übrig, zumindest bei
Seitenwind und Langsrillen aller Art war die Maschine kaum zu halten. Zeitweise
schlug der Lenker auf gerader Strecke ohne erkennbaren Grund sehr stark aus,
gerade so als wäre das Hinterrad geplatzt. Die XJ war in solchen Momenten kaum
noch zu kontrollieren - auch hierfür fand kein Händler eine Erklärung. Andere
XJ-Fahrer waren geteilter Meinung, manche kannten diese Probleme, andere
wiederum nicht. Die berühmte Umrüstung auf White-Power-Gabelfedern und
Koni-Stoßdämpfer brachte bei meiner XJ absolut nichts. Wenigstens merkte
man nichts von den berühmten Lastwechselreaktionen des Kardans. Wie schon bei
meiner XJ 650 konnte ich ohne die geringsten Störungen
in der Kurve bremsen, schalten, beschleunigen - von Lastwechseln keine Spur.
Wie sich die Lastwechsel anfühlen durfte ich dann feststellen, als ich für
einen Bekannten eine Suzuki VX 800 Probe fuhr. Da kam es mir beim Bremsen in
leichter Schräglage so vor als wäre die Hinterradachse lose.
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Zu empfehlen ist zweifellos die Anbringung einer hohen
Verkleidungsscheibe, die den Fahrkomfort sehr verbessert.
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Eigentlich wollte ich das Motorrad nicht mehr verkaufen, da ich
damit insgesamt voll und ganz zufrieden war, die jahrelange Qual mit dem schlechten
Fahrwerk führte dann aber doch zu einem kurzfristigen Entschluß. |