| |
Im Alter von 22 Jahren gekauft
Baujahr 1981 und nur 23000km
gelaufen - eigentlich schon unglaubwürdig, aber diese Daten lagen
2-fach schriftlich bestätigt vor. Als Zweitmotorrad zum Spaß und zum Basteln
kann man schon mal ein solches Risiko eingehen, zumal der Preis gering
war. |
|
Das Motorrad hatte beim Kauf einen sehr überarbeitungswürdigen
Zustand. Die Handbremse funktionierte nicht, das Motorgehäuse verlor
Unmengen an Öl, so dass nach 5 Minuten bereits ein Ölfleck von 10cm
Durchmesser auf dem Boden zu finden war und 2 Gewindelöcher waren überdreht
– dort konnte keine Schraube mehr halt finden – um nur die
markantesten Punkte zu nennen. Zudem waren Auspuff und Luftfilter alles
Andere als legal – gerade deshalb hatte der Auspuff einen
Spitzenklang, was in einer Polizeikontrolle eher negativ gewertet wird.
Der frische TÜV-Stempel entstammte also einem "Garagen-TÜV"
ohne Fahrzeugbesichtigung, denn kein TÜV Deutschlands hätte dieses
Fahrzeug durchgehen lassen.
Außerdem war das Motorrad allgemein in einem so ungepflegten Zustand,
daß man ihn aus dem Foto nicht einmal erahnen kann. |
|
Ich wechselte erst einmal alle Betriebsmittel, Öl-/Luftfilter
und die Dichtungen der Gehäusedeckel (um den Ölverlust einzudämmen),
wobei ich die beschädigten Gewindebohrungen entdeckte und so gut wie
möglich wieder in Stand setzte. Dazu schnitt ich das Gewinde etwas tiefer
als werksseitig, also bis zum Grund des Sacklochs und kürzte neue
Schrauben so lange, bis sie sich maximal tief eindrehen ließen, ohne
aufzusetzen - da ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, denn wenn die
Gewinde jetzt nochmal überdreht werden, ist Schluß mit Lustig - dann
wird's aufwendiger.
Der Einblick ins
Motorinnere ließ auf eine tatsächliche geringe Laufleistung hoffen. Der
werksseitig montierte Magnet hatte kaum Abrieb aufgefangen und so sah es
auch bei der Magnetschraube am Kardan aus.
Die Bremsflüssigkeit war dunkelschwarz und
dementsprechend nicht mehr funktionstüchtig, aber dieses Problem war
schneller behoben, als das Ölleck an den Gehäusedeckeln abzudichten
war. Einfach die Dichtungen tauschen war nicht genug, denn der
Ölverlust wurde zwar deutlich geringer, ließ sich jedoch nicht
abstellen. So tropfte das Motorrad erst mal weiter vor sich hin, zumal
auch aus dem total verdreckten Ölgeber das schwarze Gold einen Weg in
die Freiheit suchte.
Also mußte Dichtmasse herbei und das sollte mein nächster Anlauf in
Sachen Abdichtung werden.
Dieser Versuch war von Erfolg gekrönt - der Aufwand hat sich gelohnt und
nach den ersten 100km Testkilometern, war die Motorblockunterseite noch
immer staubtrocken. Bei dieser Testfahrt konnte ich auch gleich
feststellen, daß einer der Benzinhähne defekt ist. So lief das
Motorrad zunächst auf einem Zylinder, was natürlich schon bedenklich
war und anschließend muckte der Motor sich nicht mehr - weil der Tank
absolut leer war, ohne daß die Benzinhähne auf Reserve gestellt
wurden. Aber wenn man's weiß ist es halb so wild.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber nach 200km floss das Öl wieder auf
den Auspuff. Möglicherweise nur noch eine Undichtigkeit am Ölfilter.
Also wieder die Dichtmasse ausgepackt und den Ölfilterdeckel damit
eingekleistert. Die folgenden Kilometer blieben trocken – und
mittlerweile habe ich mich mit dem Motorrad auf einen hauchdünnen
Ölfilm an der Motorblockunterseite geeinigt. In dem Alter darf es schon
mal etwas inkontinent sein.
Nebenbei wurden bei
dieser Aktion auch die maroden Benzinschläuche ausgetauscht. |
Dieser
Ölverlust zeigte sich anfangs nach 3 Minuten Standzeit.
Öl aus allen Dichtungen ...
Was
soll dieser Luftfilter noch reinigen ?
|
|
Je länger das Motorrad in Betrieb war, desto
mehr zeigte sich die lange Standzeit, denn wirklich alle Dichtungen versagten
nach und nach ihren Dienst und mußten ausgetauscht werden - so waren
als nächstes die Gabelsimmerringe fällig.
|
|
Erster kleiner Umbau war ganz einfach der Rückbau
auf einen straßenzugelassenen Zustand - also Luftfilter demontieren und
an die originalen Wege anschließen und einen BSM-Auspuffnachbau als
Endrohr anbauen. Schade um den guten Klang der offenen Auspuffanlage,
aber gerade bei Treffenanfahrten wird intensiv kontrolliert und gerne
stillgelegt.
Der Austausch der Auspuffanlage (gebraucht) erwies sich als recht
zeitaufwendig und war mit sehr umfangreichen Bastelarbeiten verbunden,
weil die Befestigungspunkte einfach nicht mit dem Auspuff
übereinstimmen wollten. Eher zufällig ergab es sich,
daß der Seitenständer auch wieder auf einen TÜV-fähigen Zustand
zurückgebaut wurde. |
|
Entgegen allen Gerüchten und Vorurteilen versieht der Anlasser
seinen Dienst bisher tadellos und das Motorrad springt jederzeit schnell
und problemlos an. |
|
Das Fahrwerk ist selbstverständlich nicht mit
heutigen Motorrädern vergleichbar und auch der gummigelagerte Lenker
ist erst einmal gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man sich daran gewöhnt
hat, kann man viel Spaß mit dem Motorrad haben. Vor allem, wenn man den
hinteren Stoßdämpfer auch mit dem notwendigen Luftdruck unterstützt.
Der Vorbesitzer hatte natürlich nichts in der Richtung unternommen und
somit lag der vorhandene Luftdruck 70% unter dem Soll - nachdem der
Druck wieder stimmte, ließen sich die Schlaglöcher doch gleich besser
aushalten. |
|
Im zweiten Winter sollte dann endlich eine neue Lackierung
angebracht werden, da der vorhergehende Lack selbstverständlich auch
sehr unter den Jahren gelitten hat. Das neue Farbenkleid sollte aus
einem 3-Schicht-Basislack bestehen, da der alte Lack ebenso aufgebaut
war und ein gutes Bild abgab. Ich habe es nicht besser gewußt, sonst
hätte ich mir diesen Aufwand geschenkt. Nachdem der Lack bei einer
Fachfirma für Fahrzeuglacke angerührt war, bekam ich alleine für den
Lack eine Rechnung, für die andere Leute ihre Lackteile fertig lackiert
bekommen incl. Farbe und teilweise sogar incl. Demontage/Montage der
Lackteile am Motorrad. Aber der Weg war eingeschlagen, also ging ich ihn
bis zum Ende.
Nach einigem Hin und Her und langer
Wartezeit beim Lackierer (immerhin 7 Wochen), erstrahlten die Lackteile dann in neuem Glanz.
Es war zwar alles in Allem nicht einfach, die Teile lackiert zu
bekommen, aber im Nachhinein hat es sich auf jeden Fall gelohnt, denn
die frische Farbe, bringt dem Motorrad wieder ein kleines
"Lifting". Bei der Gelegenheit befreite ich die Benzinhähne
auch gleich von alter Farbe, die bei früheren Lackierungen aufgebracht
wurde und da ich die Benzinschläuche sowieso schon erneuert hatte, war
der Part "Tank" erst einmal abgeschlossen.
|
|
|
Als nächstes
wurden diverse Motordeckel poliert - aus alt
mach' neu ... so ähnlich wie hier.
Und auch dieses Mal bin ich mit dem Ergebnis
zufrieden. Einer der Vorbesitzer hatte sich diverse Deckel verchromen
lassen, jedoch mit schlechter Qualität. Der Chrom blättert an allen
Ecken ab. Zudem haben sich die größeren Deckel leicht verzogen, so
daß man Dichtmasse benötigt, um den Austritt von größeren Mengen Öl
zu vermeiden.
Nun kann man den Chrom nicht mal eben mit der
Bohrmaschine herunterpolieren, also habe ich mir im Internet günstig
ein paar andere Deckel ersteigert und aufgearbeitet bzw. die nicht
verchromten Deckel demontiert und poliert.
Ein paar neue Schrauben dazu und schon sind sie
wieder wie neu - oder auch besser, denn neu sind sie nicht so blank ;-)
|
Fast unglaublich, aber die Arbeit hat sich gelohnt.
Die ganzen Um- und Rückbauten, kombiniert mit dem Austausch
"bedürftiger" Teile, bescherten mir nach 2 Jahren eine
TÜV-HU ohne Mängel. Das ließ auf weitere gemeinsame und schöne
Kilometer hoffen. Nach 5000km mit den alten
Reifen, war es an der Zeit, die steinalten Pellen gegen neue
auszutauschen. Es ergab sich, daß die modernen 130er Hinterradreifen
eine tatsächliche Breite von 140mm hatten und was sich zunächst
positiv anhört, wurde zum Problem, denn die Reifen hatten Kontakt mit
den Verstärkungen der Hinterradaufhängung. Ein Reifen schliff mit dem
Profil am Metall - ein anderer mit der Seitenwand .... da mußte man
schon ein bißchen ausprobieren, bevor eine brauchbare Alternative
aufgezogen war. Auch die nächsten HUs und Kilometer
verliefen problemlos und da ich das Motorrad "nur" als
2.Mopped nutze, bestand kein Zweifel, das es sein 30.Jahr problemlos
errreicht. Auch die nächsten HUs waren ohne Mängel.
|
|
Mit der Zeit wurde die Batterie schwach und
damit war das Mopped kaum noch zu starten - mit einer neuen Batterie
startete der Motor zuverlässig, wie gehabt.
Derzeit aktuelles Problemchen ist ein
Wackelkontakt beim Abblendlicht - bei Nachtfahrten steht man schon mal
für einige Sekunden im Dunklen - nach und nach erhärtete sich der
Verdacht, daß dies auf ein Relais zurückzuführen war, welches nicht
mehr einwandfrei funktionierte.
Als nächstes sollte eine Stahlflex-Bremsleitung bessere
Verzögerungswerte bringen - brachte sie aber nicht. Ein Wunder,
daß der TÜV solch schwache Bremsen akzeptiert, wo doch sonst jede
Kleinigkeit bemängelt wird.
So ist also weiterhin eine sehr vorausschauende Fahrweise gefragt.
Mittlerweile sind die Vergaserdichtungen anscheinend so undicht, daß
nach einer gewissen Standzeit das Mopped schlecht anspringt. Um das
abzustellen, müssen nun 10 Minuten vor dem Start die Vergaser über PRI
geflutet werden - dann gibt's keine Probleme. Mit 33 Jahren darf man
sich solche kleinen zicken schon erlauben - wenn's mehr nicht ist ...
|
Zwischenzeitlich wurde auch der Hinterradreifen wieder zum
Thema - abgefahren und erneuerungswürdig, erinnerte ich mich an die
Probleme mit der Reifenbreite. Ein Reifenfachmann im Club, hatte
allerdings eine passende Lösung zur Hand. Ein Reifenhersteller, von dem
ich noch nie etwas gehört habe, hat "Classic-Reifen" im
Programm, die sich besser an den alten Orginalen orientieren. Der Reifen
passte letztendlich perfekt und hat sogar etwas mehr Spiel zum Kardan
hin,
als der vorhergehende Reifen. Das ist eine wirklich gute Alternative ...
|
Mittlerweile hat die alte Maschine ihre 40 Jahre voll und
läuft noch immer tadellos ... |
| | |