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Leserbericht


Die XJR...die letzte der großen Luftgekühlten


Ein 50.000 Km Fahrbericht.

Im Frühjahr 98 musste nach 2 Jahren Bikeloser Zeit endlich wieder ein adäquater Untersatz her. Verwöhnt durch eine voran gegangene 1100er Zephir kam ja eigentlich nur ein weiteres Big-Bike in Frage. Denn...Hubraum ist durch nichts zu  ersetzen...außer durch noch mehr Hubraum. Gesagt getan, Spießer-Kombi verkauft, Zeitung gewälzt, Objekt der Begierde ausgemacht und zugeschlagen.
Eine nachtschwarze 95er 4PU mit knapp 15.000 Km auf der Uhr im makellosen Zustand
( ...das sollte sich bald ändern...).

Schon nach den ersten Metern war mir klar, das Ding passt wie angegossen und nichts würde mich mehr von dem Yamaha-Bigfour trennen können.
Das Gerät zog mir nicht nur die Arme lang sondern auch die Mundwinkel auseinander. Beinahe hätte man mir mein Dauergrinsen chirurgisch entfernen müssen, wenn da nicht so nervige Kleinigkeiten gewesen wären wie abblätternder Motorlack, vergniesgnaddelte Billigschrauben, erschlaffendes Fahrwerk und eine absolut nervöse Ölstandskontrollleuchte.


Reifen

Bereits der Vorbesitzer hatte die Seriengummis durch die neue Paarung 120 vo. / 180 hi. Der Marke Bridgestone BT 54 ersetzt. Mir fehlt also der vergleich zu den Serienpneus 130 vo. / 170 hi. Egal die Dinger klebten wie Sau und hielten knapp 20.000 Km.
Leider hatten die Reifen durch etliche Autobahnfahrten die Form eines Schuhkartons angenommen und waren einfach nicht mehr fahrbar. Neues Gummi musste her. Ich entschied mich für die Metzeler Paarung Z1 vo. und  Z2 hi. Gute Wahl. Eine Schraube auf einer französischen Autobahn beendete jedoch vorzeitig das Dasein des Vorderreifens.
Neues Material musste her, ich wollte ja schließlich nach Hause. In einer kleinen Motorradschmiede wurde mir das einzig verfügbare schwarze Rund aufgezogen das auf die schnelle aufzutreiben war...ein Z1 Racing in 60er!! Höhe.
Naja…eigentlich wollte ich zu Hause `nen passenden Reifen besorgen...aber... Fuck for Tüv, wozu Geld verschenken. Ausserdem war der Vorderreifen `ne Wucht. 
Nachdem auch diese Reifen eckig gefahren waren kamen die Metzeler Z4 vo. und Z4 hi. Auf die Felge. Ich glaube auch die hielten so 15-20 Tsd. durch. Bis heute fahre ich diese Bereifung und bin sehr zufrieden damit.


Fahrwerk

Vom Erstbesitzer mit progressiven WhitePower-Federn und hinten mit den originalen Feder-und Dämferelementen ausgestattet gabs zunächst nichts zu bemängeln. Sturer Geradeauslauf bei Topspeed und gute Kurvenlage waren angesagt. Bei Km-Stand 40.000 ca. wars vorbei damit. Ab Tempo 160 bestand akute Lebensgefahr. Die Fuhre pendelte hin und her. Aber man gewöhnt sich mit der zeit an alles. So dauerte es noch 10-12 Tsd. Km bis ich den Kotz endgültig auf hatte und mir einen Satz Öhlins Stelzen einer 2002er 1300er beschaffte und montierte. Welch Wohltat!!!! Doch was war das? Nachdem jetzt hinten alles Top war bemerkte ich erst mal was für ein erbärmliches Fahrverhalten die Vordergabel an den Tag legte. Ab zum örtlichen  Ersatzteildealer...neue Simmerringe und neues WP Gabelöl der Viskosität 7,5 besorgt....und anstatt alles instand zu setzen....erst mal in Urlaub gefahren. 

Natürlich mit dem Bike!

Kommt Zeit kommt Reparatur. Ich habs dann doch nach ein paar Monaten geschafft alles pünktlich zur neuen Saison 2004 zu reparieren. Alles wieder in Butter...und endlich wieder Topspeed!


Auspuff

Was soll man zu den Serientüten groß sagen. Am besten gar nichts. Klobig, klotzig, schwer und man muss sie dauernd putzen. Die Abstimmung mit der Serienbedüsung ist jedoch prima.

Aber wer will schon Serie. Runter mit den Originaltröten und ein paar Drag-Pipes von HD auf den Originalsammler gestülpt. Wooowwwww.....was für eine Optik. Leider waren die Dinger total leer und erste Testfahrten verhießen nichts gutes. Ich schätze mal ca. 30-40 PS Verlust und kein bisschen Drehmoment. Und der Krach nicht auszuhalten. Bedämpfung muss her wegen Staudruck und Lärm. Es folgen Experimente mit HD DB-killern, Stahlwolle und anderen nicht brennbaren Materialien. Alles Scheisse! Auch die AME Tröten einer 600er Honda Shadow wissen nicht zu überzeugen. Zu allem Überfluss hab ich der Befestigung keine all zu große Bedeutung beigemessen und die eine oder andere Experimentaltüte flog auf der Autobahn durch die Gegend.

Irgendwie hat sich dann mein original Sammler in seine Atome aufgelöst ( ob das irgendwas mit diversen Drehzahl und Kill-Schalter-Knall-Orgien im Stand zu tun haben könnte...? ).

Also ab das Geraffel und mit gezieltem Griff zu einer Devil 4-in-1 gegriffen. Siehe da...megastarke mattschwarze Optik....klasse Sound.....und wieder Leistung satt. Warum nicht gleich so?


Bremsen

Es soll ja Leute geben die der Auffassung sind ohne R1 Bremsen nicht zum stehen zu kommen. Von mir aus...soll`n sie machen...ich brauch`s nicht. Die Original Stopper tun ihren Dienst zur Genüge. Man sollte nur die Finger von Billig Bremsbelägen a`la Louis und co.  lassen. Der Mist war ruckzuck zu Staub zerfallen und hat dadurch einen Kolben in seiner Arbeit gehindert. Alles zerlegt und gereinigt, Brembo-Sintermetall Belege drauf und alles bremst vom Feinsten. Wenn schon denn schon hab ich mir gedacht, jetzt machen wir`s perfekt und montieren noch Lucas Stahlflex, von wegen definierten Druckpunkt und so....stimmt aber wirklich das mit dem Druckpunkt.


Motor

Kraft oooohne Ende aus dem Drehzahlkeller raus. Ich wüsste nicht was es daran zu mäkeln gäbe. Leider läuft das Triebwerk etwas unspektakulär. Ich vermute mal das liegt an der Kompromisslosen Auslegung auf Langlebigkeit. Wenigstens verschandelt kein Wasserkühler die super Optik des Motors. 

Großartige Wartungsarbeiten hab ich nicht durchgeführt. Einmal im Jahr Ölwechsel und gut ist. Fehlt allerdings mal ein Viertel Literchen Öl meldet sich gleich die Ölkontrollleuchte. Mittlerweile leuchtet das Ding auch völlig unmotiviert. Abhilfe entweder Geber austauschen oder einfach ignorieren. Ich habe mich für letzteres entschieden.


Nervig

Wie kann man nur an einem Motorrad dieser Preisklasse einen dermaßenen Scheiß an Schrauben verbauen. Einmal auf, einmal zu und hin ist die Schraube. Rost an allen Ecken und Enden. Um der Lage wieder Herr zu werden hab ich der Kiste so um die 160 Edelstahlschrauben in V4A Spendiert. Verbesserte wieder die Optik und rosten tut da nix mehr. Cleverer Weise sind`s jetzt alles Inbus so braucht man auf Tour fast nur noch 3 Inbusschlüssel. Kann ich nur empfehlen. Noch ein Tip zum Schluss, bei manchen Treffen ist der Untergrund nicht richtig Motorradtauglich ,sprich man schleppt die halbe Wiese bei der Heimfahrt mit nach Hause. Faul wie ich bin schieß ich das Zeug dann immer an der Tankstelle mit dem Dampfstrahler runter. Leider habe ich dabei auch den kompletten Motorlack runtergeschossen.

Was war zu tun? Motor ausbauen und aufarbeiten lassen? Bin ja nicht Rockefeller.

Eine günstige Möglichkeit einen ansehnlichen Zustand wiederherzustellen war der Griff zu einer Dose Aufpuff-und Ofenlack >600`C in mattschwarz. Alles schön abgedeckt mit Papier und die Dose auf den Motor gehalten. Hat 20 Minuten gedauert, 10 € gekostet und sieht ordentlich aus. 
Hält ungefähr 1Jahr dann muss man wieder ran.

Ich fahr das Ding jetzt in die 7. Saison und auf der Uhr stehen jetzt knapp 64.000 Km.

Eigentlich will ich mir jedes Jahr ein anderes Motorrad zulegen aber irgendwie komme ich von der Yamaha nicht los. Was soll`s... vielleicht is ganz gut so...ist eben ein Charakter-Bike.



Daten

Motor und Getriebe
 Serie

Fahrwerk                 


 Hinten Öhlins Federelemente von 2002er 1300er.
 
Vorne White Power progressiv, Wilbers Gabelöl Visk. 7,5

Sekundärübersetzung     
 Serie

Auspuff                        

 
 Devil 4-in-1 mattschwarz beschichtet

Bereifung     
 Metzeler Z4 120/180

Bremsen                       
 Brembo Sintermetall-Beläge
 Lucas Stahlflex

Sonstiges                      
 MRA Tourenscheibe

 Motocrosslenker m. Strebe von Fehling

 Ochsenaugen Lenkerendenblinker

 Gepäckbrücke von H & B

 Sämtliche Schrauben Inbus V4A

 Heizgriffe

 

  
Copyright © 2000 RED DRAGON'S MC Germany 1979
Stand: 04. Mai 2011